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Artemisia annua – die Alleskönnerin unter den Heilpflanzen
Artemisia annua – was ist das denn? Werde ich des öfters gefragt. Und hätte vor einiger Zeit auch noch nicht gewusst, was ich mit diesem wohlklingenden Namen verbinden soll. Artemisia annua ist verwandt mit unserem Beifuß, lateinisch Artemisia vulgaris. Ein weiterer Verwandter in der mit 400 Mitgliedern sehr großen Artemisia-Familie ist Wermut oder Artemisia absinthum. Wenn Sie einmal ein Wermut-Blatt auf der Zunge hatten, wird sie der Geschmack von Artemisia annua-Blättern nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen: er ist nicht ganz so stark, aber immerhin noch ganz schön bitter.
Hier sind wir gleich bei einem ganz wichtigen Thema: mehr Bitteres gehört auf jeden Teller. Die bitteren Geschmacksnoten unserer Nahrungspflanzen wie Grapefruit, Gurken, Rosenkohl und Spargel wurden rausgezüchtet. Von der Lebensmittelindustrie werden wir auf „süß“ und „salzig“ programmiert. Auf der Zunge finden sich rund 25 Bitterrezptoren, alle im hinteren Bereich. Zuerst, mit der Zungenspitze, schmecken wir salzig und süß.
Bitterstoffe sind wertvoll und wichtig für unseren Stoffwechsel, Appetit, die Produktion von Magen- und Gallensaft und damit für die Verdauung. Bitterstoffe wie in Artemisia annua wirken außerdem entgiftend, entzündungshemmend und krampflösend. Bitterstoffe entschleimen den Körper und spielen eine große Rolle in der TCM oder Traditionellen Chinesischen Medizin. Eine Verschleimung des Körpers durch falsche Nahrungsauswahl und mangelnde Bewegung macht das Blut dickflüssig, beeinträchtigt die Funktion der inneren Organe, verlangsamt den Stoffwechsel und schwächt das Immunsystem. Bitterstoffe stärken die Funktion der Drüsen und entlasten Leber und Nieren.
Der TCM hat Artemisia annua seine steile Karriere als Anti-Malaria-Pflanze zu verdanken. Im Vietnamkrieg suchte China fieberhaft nach einem Mittel gegen die Infektionskrankheit, die Tausende von Vietkong-Soldaten dahinraffte. Mehr als 500 Wissenschaftler wurden für dieses militärisches Geheimprojekt freigestellt. 1969 fand die Professorin Youyou Tu in alten Schriften aus dem 3. Jahrhundert einen Hinweis auf „Quinghao“, so heißt Artemisia annua auf chinesisch, was das Wachstum der Malaria-Parasiten ausbremsen sollte. Sie testete den beschriebenen Extrakt an malariakranken Mäusen. Die Plasmodien, Erreger der Malaria-Erkrankung, wurden zu 100 Prozent abgetötet. Für die Entdeckung des Artemisinins, einem der Inhaltsstoffe mit Anti-Malaria-Wirkung, wurde Youyou Tu 2015 mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. Mittlerweile ist ein Kombinationspräparat auf Artemisinin-Basis DAS gebräuchliche Anti-Malaria-Medikament weltweit und hat Millionen von Menschenleben vor allem in Afrika und Asien das Leben gerettet. Jährlich gibt es etwa 110 Millionen Neuinfektionen und etwa 10 Millionen Todesfälle durch Malaria, vor allem in der Subsahara. Nicht jeder Afrikaner kann sich teure Malaria-Medikamente leisten.
Was, wenn die ganze Pflanze noch wirksamer ist als die Einzelteile? Und was, wenn die Artemisia-Pflanze nicht nur Malaria vorbeugt und heilt, sondern auch noch viele weitere Krankheiten? Denn auch dies belegen die chinesischen Quellen. Artemisia annua wurde schon vor 2000 Jahren nicht nur erfolgreich bei Malaria und Fieber verschrieben, sondern auch bei Verdauungsstörungen, Hämorrhoiden, Infektionen jeder Art und Hautprobleme. Mittlerweile mehr als 500 wissenschaftliche Studien belegen die Heilkraft dieser Pflanze
Die Inhaltsstoffe im Einzelnen
Die Inhaltsstoffe der Artemisia annua-Blätter sind beeindruckend. Sie enthält zahlreiche Mineralstoffe in hoher Konzentration wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Schwefel und Bor. In den letzten 50 Jahren ist der Mineralstoffgehalt unserer Nutzpflanzen um rund 60% zurückgegangen (vgl. Artikel aus der Welt am Sonntag Nr. 11/2001 „Abnahme von Mineralien bei häufigen Gemüse- und Obstarten seit 50 Jahren“). Eisen stärkt unser Immunsystem und ist wichtig für gesundes Blut. Mangan ist wichtig für die Wundheilung und unterstützt die Wirkung von mehr als 200 Enzymen. Dieses Mineral baut Knochen und Knorpel auf. Kalium bringt uns ins Säure-Basen-Gleichgewicht und entspannt den Herzmuskel. Kalzium stärkt Knochen und Zähne. Phosphor ist wichtig für den Energiestoffwechsel der Zelle. Schwefelverbindungen entgiften den Organismus und bekämpfen freie Radikale. Bor beugt der Entstehung von Prostatakrebs vor. Das Risiko sinkt bei ausreichender Bor-Versorgung um rund 65%. Es stärkt die Funktion der Schilddrüse, ist wichtig bei der Synthese von Vitamin D und hilft bei Arthritis. Im borarmen Jamaika leiden 70% der Bevölkerung unter Arthrose, in borreichen Gegenden Australiens nur 2% der Bevölkerung.
Das Aminosäurenprofil von Artemisia-Blättern ist vollständig und ausgewogen. Es ist wichtig, zu einer Mahlzeit alle essenziellen Aminosäuren zu sich zu nehmen, damit der Körper alle Aminosäuren optimal aufnehmen kann. Kommen wir jetzt zu den Vitaminen. Der Vitamin E-Gehalt ist mit 22,6 Milligramm pro Kilogramm erfreulich hoch. Vitamin E ist wichtig für ein fittes Immunsystem, Fruchtbarkeit, Schutz der Fettsäuren im Gehirn, gesunde Blutbildung und als Herzschutz. Auffällig ist der hohe Anteil von Ballaststoffen von 64,7 Gramm pro 100 Gramm Blattpulver.
Artemisia annua, ein Anti-Oxidanzien-Wunder
Spektakulär ist der hohe ORAC-Wert von Artemisia annua. Dieser gibt das antioxidative Potenzial einer Pflanze an, ihre Fähigkeit, freie Radikale oder aggressive Sauerstoffverbindungen aus dem Verkehr zu ziehen. Oxidation ist gleichzusetzen mit Zellalterung und verfrühten Alterungsprozessen. Besonders anfällig hierfür ist unser Gehirn, das zu etwa 60% der Trockenmasse aus Fettsäuren besteht, die leicht ranzig werden. Unser heimischer Antioxidanzien-Star ist die Blaubeere mit einem ORAC-Wert von 2630. Artemisia annua toppt diesen Wert bei weitem mit 72 820. Dieser Wert ist beispiellos. Antioxidativ wirkende Bestandteile der Artemisia-Blätter sind neben den erwähnten Mineralstoffen wie Zink und Selen Polyphenole oder Pflanzenbegleitstoffe wie Kaempferol, Quercetin, Rutin und bestimmte Säuren wie Caffeeolychinsäure. Letztere wirkt positiv bei Beschwerden des Verdauungssystems, zu hohem Cholesterinspiegel, Wassereinlagerungen und einer Fettleber. Die Flavonoide oder Pflanzenbegleitstoffe in Artemisa annua wirken antioxidativ und helfen bei Entzündungen, Allergien, Arteriosklerose, hohem Blutdruck, Diabetes, Asthma und Krebs.
Die so genannten Sesquiterpene in Artemisia wie das schon erwähnte Artemisinin haben ein starkes antioxidatives Potenzial und wirken gegen Krebszellen und Krankheitserregern. Auch die Flavonoide oder Pflanzenbegleitstoffe wie Artemetin, Chrysoplenetin, Eupatorin und Castizin bekämpfen freie Radikale.
Zu den essenziellen Fettsäuren in Artemisia annua mit antioxidativer Wirkung zählen Kampfer, Germakren, Transpinokarveol, Betaseline, Beta-Caryophylle und etwa weitere 20 Fettsäuren. Die flüchtigen Öle mit hohen ORAC-Werten sind Artemisia Ketone, 1.8-Cineol-Kampfer, Germakren D sowie Alphe-Pinene sowie Beta-Caryophyllene und Myrkene.
Ohne Übertreibung kann man Artemisia als „Feuerlöscher für freie Radikale“ bezeichnen. Kein Wunder, dass die Chinesen die Pflanze seit Tausenden von Jahren als Antiseptikum zur Desinfizierung von Wunden, bei Durchfall, als Antibiotikum gegen Keime, als fiebersenkendes Mittel, bei Gelenkbeschwerden, Nasenbluten, Abzessen, Erkältungen, zur Stärkung des Immunsystems und als Krebsheilmittel einsetzten. Mit Artemisia annua können wir nicht nur etwas Gutes für unseren Körper tun, sondern auch geistig jung bleiben. Dr. Reinhold Schmidt von der Universität Graz konnte nachweisen, dass Obst und Gemüse mit hohen ORAC-Werten Erinnerungsverluste und Lerndefizite bei alten Mäusen ausgleichen und sogar rückgängig machen kann. Denselben Effekt vermutet er auch beim Menschen.
Die Heilwirkungen von Artemisa annua – profund und vielfältig
Die essenziellen Öle in der Artemisia-Pflanze, aus Mono- und Sesquiterpenen bestehend, zeigen eine antibakterielle und antifungizide – gegen Pilze gerichtete – Wirkung. Besonders stark wirken dabei Kampfer, Cineol, Alpha-Pinene und Artemisia Ketone. Diese Bestandteile wirken sowohl gegen gramm-positive Bakterien wie Enterococcus faecalis, Streptococcus pneumoniae, Micrococcus lutes und Listeria innocua, als auch gegen gramm-negative Bakterien wie Escherichia coli, Shigellen, Pseudomonas aeruginosa. Artemisia-Abkömmlinge spielen eine große Rolle nicht nur gegen Plasmodium falciparum, dem Malaria-Erreger, sondern auch gegen weitere Parasiten wie Enterobacter, die Hirnhautentzündung verursachen können, Klebsiella-Arten, Verursacher von Lungenentzündung und Blutvergiftung, und Pneumocystis carinii, einem Erreger, der vor allem bei Immungeschwächten Lungenentzündung hervorruft.
Gegen Pilze wie Candida albicans sowie weitere pathogene Pilzarten waren Artemisia-Öle wie Alpha-Pinene oder Artemisa Ketone besonders wirksam. Alle erwähnten Öle bekämpften erfolgreich den Pilz A. Fumigatus, einen gefährlichen Mikroorganismus, der zu den gefürchteten Krankenhauskeimen gehört. Fast täglich lesen wir in der Zeitung Berichte über antibiotikaresistente und multiresistente Keime (MRSA) aus Tierställen. In einer Studie zeigte Artemisinin eine selektive und kraftvolle Wirkung gegen arzneimittelresistente Bakterienstämme von Mycobacterium tuberculosis, dem Erreger der Tuberkulose. Tuberkulose ist in Osteuropa und sogar in Deutschland wieder auf dem Vormarsch. Artemisia hilft innerlich und äußerlich als Artemisia-Salbe – Rezept zum Selbermachen in meinem Buch – gegen Fuß- und Nagelpilz. Das Gute: Artemisia annua, ob als Rohkost-Blattpulver oder Tee, wirkt auch prophylaktisch.
Artemisia annua wirkt nicht nur bei bakteriellen Infektionen, sondern auch bei Viren. Artemisia-Derivate haben sich gegenüber zahlreichen Viren als effektiv erwiesen einschließlich Hepatitis B, Hepatitis C, allen Herpes-Viren, dem Epstein-Barr-Virus, gegen den Coronarvirus, Tobamo-Viren und menschliche Cytomegalo-Viren HCMV sowie gegen den Bovin-Virus BVDV, der eine lebensgefährliche Durchfallerkrankung verursacht. Artemisinin bremste die Vermehrung des Hapatitis-Virus ohne Beeinträchtigung gesunder Körperzellen.
Artemisia annua bekämpft Einzeller und Würmer. Einzeller können zum Beispiel durch Blutsauger wie Mücken übertragen werden. So wirken Artemisia-Derivate gegen Kryptosporidien, welche bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu chronischem Durchfall führen. Artemisa-Abkömmlinge helfen ebenfalls gegen Giardiasis, eine Erkrankung von Menschen und Säuretieren, welche durch Geißeltierchen verursacht wird. Bei dieser Krankheit kann es zu Bauchspeicheldrüsenentzündung mit krampfartigen Beschwerden im Oberbauch kommen. Auch gegen die Leishmaniose wirkt Artemisa, eine Krankheit, von der weltweit eine halbe Million Menschen betroffen sind. Sandmücken, welche die Leishmaniose über Leishmanien übertragen, treten durch die Klimaerwärmung zunehmend in Deutschland auf und infizieren Menschen und Tiere. Innere Organe können betroffen sein, oder es bilden sich entstellende Beulen auf der Haut, die meist nach einem halben Jahr abheilen. Die zurückbleibenden Narben sind oft entstellend. Ohne Therapie enden etwa drei Prozent der Krankheitsfälle tödlich. Artemisia annua und Artemisinin zeigten sich in Versuchen wirksam gegen alle Arten von pathogenen Protozoen.
Würmer sind weit verbreitet und keineswegs nur ein Problem von Entwicklungsländern. Die WHO zählt Parasiten zu den sechs schädlichsten Erregern überhaupt. Das US-amerikanische Gesundheitsamt stellte fest, dass sich die Häufigkeit von Bandwurminfektionen in den USA in den letzten Jahren verdoppelt hat. Mehr als 300 Wurmarten haben sich den Menschen als Wirt ausgesucht. Hakenwürmer, die den Darm blockieren können, kann man durch Barfußlaufen aufnehmen. Mikroskopisch kleine Würmer können durch ihre toxischen Ausscheidungen schwere Gesundheitsprobleme verursachen. Der Schweizer Naturheilarzt Alfred Vogel geht davon aus, dass bei uns mindestens 30 Prozent der Menschen mit Darmparasiten verseucht sind und in heißen Ländern sogar 50 bis 80 Prozent. Nach Veröffentlichungen der WHO hat jeder vierte Mensch Spulwürmer. Der Peitschenwurm Trichuris gilt als „häufigster Schmarotzer des Menschen“ (Dr. Sepp Hannak). Artemisinin-Derivate haben sich als äußerst wirksam gegen viele verschiedene Wurmarten erwiesen. Artemisinin reduzierte bei Mäusen die Wurmlast innerhalb von sieben Tagen um 95 Prozent.
Wer sich von Einzellern, Würmern und anderen Parasiten befreien möchte, kann neben Artemisia annua auf getrocknete Papayakerne setzen, rohe Möhren oder frisch gepresster Möhrensaft, einen bestimmten Heupilz namens Bacillus subtilis, oder Heilfasten-Kuren.
Weitere Krankheiten, gegen die Artemisia annua hilft
Borreliose ist im Kommen. Borrelien sind Spiralbakterien, die Zellen, Knochen-, Muskel- und Fettgewebe mit ihrem Spiralantrieb durchbohren. Sie wandern ins Herz, in die Leber, in die Nieren, Augäpfel und über die Blut-Hirn-Schranke auch ins Gehirn. „Volkskrankheiten“ wie Arthritis und Herzschwäche können Spätfolgen eines Zeckenbisses sein. Dr. Armin Schwarzbach vom Borreliose Centrum in Augsburg geht von 1,2 Millionen Neuerkrankungen allein in Deutschland aufs. Nicht nur Zecken können Borrelien übertragen sondern auch Läuse, Milben, Flöhe und andere blutsaugende Insekten wie Mücken. Im Borreliose Centrum in Augsburg wird Artemisia annua in Kapselform eingesetzt, um die Borrelienlast zu verringern. Artemisia öffnet die Zelle, die den Borrelien als Versteck dient. Auch Dr. Eva Dimmendaal empfiehlt in ihrem lesenswerten Buch „Borreliose – das Selbsthilfe-Programm“ einjährigen Beifuß, wie auch viele weitere Naturheilärzte. Sie bezeichnet Artemisia annua als „stark blutreinigend“ und „hochwirksam gegen Parasiten, Malaria, Co-Infektionserreger“ sowie „krampflösend“ und „verdauungsfördernd“. Die Studienlage zu Artemisia annua und Borreliose ist noch etwas dürftig, im Internet finden sich viele positive Beispiele von Therapieerfolgen mit dem einjährigen Beifuß bei Borreliose.
Kann Artemisia annua vielleicht auch bei Krebs helfen? Vor einigen Jahren entdeckten Henry Lai und Narendra Singh von der Universität Washington das Artemisia-Derivat Artemisinin als vielverschprechendes Mittel gegen Krebs (http:/brd-schwindel.org/beifuss-uraltes-wissen-gegen-krebs/ ). Der Wirkstoff Artemisinin wirkt bei Malaria ähnlich wie bei Krebs. In den Malaria-Erregern wie auch in der Krebszelle findet sich eine hohe Konzentration von Eisen. Wenn Artemisinin in Kontakt mit Eisen gerät, werden starke freie Radikale erzeugt. Das Peroxid in Artemisinin wird vom Eisen „zerbrochen“ und verwandelt sich in zwei aggressive freie Radikale. Diese greifen die Zellmembranen der Parasiten an und zerstören so die Malaria-Erreger. Die Krebszelle pumpt sich mit viel Eisen voll, um bei der Zellteilung ihre DNS zu reproduzieren. Plasmodien oder Krebszellen enthalten 10 bis 1000 mal mehr Eisenionen als normale Zellen. Auch in der Krebszelle kommt es zu einer massiven Bildung und Freisetzung von Sauerstoffradikalen, so dass die Krebszelle zerstört wird.
Bestätigt wurden diese Ergebnisse bei Brustkrebszellen. Nach Zugabe von Artemisinin waren nach acht Stunden 75%, nach 16 Stunden fast alle Krebszellen abgetötet. Leukämiezellen waren sogar nach acht Stunden vollständig vernichtet. In Zellkulturen war Artemisinin am meisten wirksam gegen Zell-Linien von Leukämie, Dickdarmkrebs, Melanome, Brust-, Eierstock-, Prostata-, Gehirn- und Nierenkrebs. Artemisinin, so konnten viele Studien belegen, wirkt ausschließlich auf die Krebszelle toxisch, während es im Hinblick auf gesunde Zellen unwirksam ist. Sogar Krebszellen, die gegen Zytostatika resistent sind, wurden abgetötet. Bei schnell wachsenden Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs oder akuter Leukämie ist Artemisinin besonders wirksam. Diese Krebsarten zeichnen sich durch eine besonders hohe Zellteilungsrate und damit auch eine besonders hohe Eisenkonzentration aus. Artemisinin stört die Neuangiogenese, die Neubildung von Blutgefäßen der Krebszelle, bremst die Metastasenbildung und führt sogar zur Apoptose, einem Selbstmordmechanismus der Krebszelle.
Wissenschaftler des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungsinstituts DKFZ erforschten die Wirkung des Artemisia-Derivats Artesunat auf Krebszllen. Krebszellen zeigten fragmentierte, das sind zerstörte, Mitochondrien auf. Die Forscher sprachen vom „Artenusat-induzierten programmierten Zelltod der Krebszelle“ und veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse im „Journal of Biogical Chemistry“. Das Team um Professor Dr. Roland Eils fand heraus, dass Artenusat die Umwandlung von Mitochondrien in Zelltod-Organellen durch die Freisetzung von so genannter pro-Zelltodmoleküle bewirkt, was zum Zelltod der Krebszelle führt. Außerdem zeigten die Heidelberger Wissenschaftler, dass Artenusat Mechanismen in der Krebszelle blockiert, die für ihr Überleben und ihre Verbreitung notwendig sind, wie das Recyceln von Zellbestandteilen bei begrenzter Nährstoffzufuhr. Artemisinin und seine Derivate unterbrechen außerdem viele Signalwege der Krebszelle.
Eine Pilotstudie aus Großbritannien, durchgeführt an der St. George`s University of London, die in „EBioMedicine“ veröffentlich wurde, kam zum Ergebnis, dass Artenusat gegen Dickdarmkrebs hilft. Das Artemisia-Derivat reduzierte die Vermehrung der Tumorzellen signifikant. Eine weitere Studie mit 120 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs zeigte, dass die Überlebensrate der Patienten mit Artenusat wesentlich verbessert wurde. Weitere Studien und auch Fallbeispiele habe ich in meinem Buch ausgewertet. Professor James A. Duke nennt 19 Inhaltsstoffe in den Artemisia-Blättern, welche eine Anti-Krebs-Wirkung entfalten. In der Emil Schlegel Klinik in Rottenburg arbeiten Ärzte mit „Anamed“ zusammen, eine Nichtregierungsorganisation, die in mehr als 70 Ländern Artemisia annua-Projekte durchführt, mit dem Ziel, auch mit der ganzen Pflanze Krebskranken zu helfen (vgl. www.emil-schlegel-klinik.de ).“Anamed“ hat einen Ratgeber „Artemisia annua Anamed“ herausgegeben, in der „Erfahrungen bei Krebs“ dokumentiert sind.
Artemisia Annua scheint auch eine Hilfe bei Diabetes I und II zu sein. Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gab im Dezember 2016 eine Pressmitteilung heraus: „Durchbruch in der Diabetesforschung“ mit dem Untertitel „Pankreaszellen produzieren Insulin durch Malariamedikament“. Artemisinin wandelt Alpha-Zellen der Bauchspeicheldrüse in insulinproduzierende Beta-Zellen um, eben die Zellen, die bei Typ-1-Diabetes, dem angeborenen, geschädigt sind. Dr. Stefan Kubicek und sein Team fand heraus, dass Artemisinin einen genetischen Schalter ausschaltet, der zur Umwandlung von Alpha- in Betazellen führt (Studie unter www.cemm.at zum Herunterladen).
Hilft Artemisia annua vielleicht auch bei Diabetes II, dem erworbenen? In Deutschland ist etwa jeder 10. Bürger betroffen. Eman Helal und sein Team haben eine Studie veröffentlicht, wonach Artemisia annua sehr effektiv ist, um einen erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken und den Stoffwechsel bei Diabetes wieder zu normalisieren. Der Blutzuckerspiegel der Versuchstiere sank signifikant, und auch ihr Körpergewicht im Untersuchungszeitraum in Höhe von 4,8%. Die Insulinresistenz der Zellen verbesserte sich, indem die Insulin-Ausschüttung durch Beta-Zellen stimuliert, die Wirkung der Alpha-Zellen in der Bauchspeicheldrüse reduziert und die Aktivität von Insulin gesteigert wurde. Das neu entdeckte Hormon namens Betatrophin wird durch Artemisia annua aktiviert, und es bringt Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse dazu, sich schneller zu vermehren, größer zu werden und mehr Insulin zu produzieren. Artemisia-annua-Extrakt bewirkt außerdem, dass Insulin im Körper besser ausgenutzt wird. Essenzielle Öle wie Eugenol und Artemisia Ketone verbessern die Glukosetoleranz der Zelle.
Artemisia-Salbe kann man leicht selbst herstellen oder auch im Internet bestellen. Es handelt sich um einen „Allrounder“, der in keiner Haus- und Reiseapotheke fehlen sollte. Artemisia-Salbe hilft nämlich bei Akne, Ekzemen, unreiner Haut, Hautpilz, Herpes simplex, Juckreiz bei Insektenstichen, Schuppenflechte, Kuperrose und Warzen. Artemisa-Salbe wird in der Schweiz auch als „Heile-Welt-Salbe“ bezeichnet. Es gibt sie fertig mit Weihrauch auf der Basis von Aloe Vera (https://www-lomgmatire-ch) oder mit Bio-Olivenöl und Bienenwachs (www.permawerk.jimdo.com ). Wer die Salbe selbst herstellen möchte: Man mischt 10 Gramm pulverisierte Artemisiablätter mit 100 Gramm Oliven- oder Rizinusöl und erhitzt die Mischung im Wasserbad. Dort lässt man sie eine Stunde köcheln, filtert sie durch ein Tuch, rührt 10 Gramm geschmolzenes Bienenwachs ein und füllt das Ganze in saubere Kruken (Apotheke) ein oder in Filmdöschen. Die Salbe ist bei Zimmertemperatur mindestens ein Jahr haltbar. Dr. Heinz Lüscher schreibt Artemisia-Salbe auf seiner Website eine ausgezeichnete Wirkung auch bei Arthritis und Windeldermatitis zu.
Verwendung von Artemisia annua
Man kann Artemisia annua als Blatttee, Pulver oder in Kapseln bekommen. Den Tee kann man sich auch in einer Kaffeemühle selbst mahlen. Den Tee lässt man mindestens zehn Minuten ziehen, damit die Polyphenole mit antioxidativer Wirkung die Chance haben, ins heiße Wasser überzugehen. Das Pulver schmeckt wie der Tee recht bitter. Ich rühre es in ein Schüsselchen Soja-Blaubeerjoghurt ein mit einem Esslöffel Flüssighonig oder Agavendicksaft. Eine Alternative besteht darin, eine Banane zu zerdrücken und das Pulver mit Flüssighonig und einem Teelöffel kalt gepresstem Öl gut zu vermengen. Wer krank ist, sollte mehrmals täglich Artemisia-Tee oder Pulver zu sich nehmen, weil die Halbwertzeit des Wirkstoffs Artemisinin nur mehrere Stunden beträgt.
Die meisten sind an so konzentrierte Bitterstoffe wie in Artemisia annua nicht mehr gewöhnt. Ich empfehle daher, mit einer kleinen Menge von einem Teelöffel Tee und einer Messerspitze Pulver pro Tag zu beginnen und sich langsam zu steigern bis zu einem flachen Esslöffel Tee und zwei Teelöffel Artemisia-Pulver. Artemisia können Sie auch im Garten anbauen. Die kleinen Samen werden im Februar auf der Fensterbank ausgesät. Die Pflanze wird etwa so groß wie Pfefferminze und duftet betörend. Sie können die Blätter im Oktober vor der Blüte ernten und bei Rohkosttemperatur trocknen und bei Bedarf mahlen.
Für mich ist Artemisia annua ein Geschenk des Himmels gerade in unserer Zeit, weil das Immunsystem vieler Menschen durch Umweltgifte und andere Einflüsse geschwächt ist. Die nächste Pandemie ist wohl nur eine Frage der Zeit, jedenfalls ist dies Thema eines Rollenspiels der G20-Gesundheitsminister im Jahr 2017, geleitet von unserem Bundesgesundheitsminister. Pilze, Würmer und andere Keime sind eine unterschätzte Gefahr. Resistente Keime geben zu Sorgen Anlass, gerade wurde aufgrund dessen eine Intensivstation eines großen Krankenhauses deshalb geschlossen. Die FAZ berichtete am 27.4.2017 darüber unter dem Titel „Mehr tödliche Keime aus dem Hähnchenstall.“ Tropische Krankheitserreger wie die Tigermücke überschreiten durch Sahara-Stürme und Klimawandel die Alpen und breiten sich auch in Deutschland aus. Heilen kann keine Medizin. Heilen kann nur das „Wunderwerk“ unseres Körpers selbst, der „innere Arzt“, wie ihn Paracelsus nannte. Daher sollten wir in meinen Augen dieses Wunderwerk schützen und unterstützen. Bauen wir mit Artemisia annua ein stabiles Immunsystem auf, damit wir auch in „stürmischen Zeiten“, in einer Welt des Wandels, auf der sicheren Seite sind.
Barbara Simonsohn „Artemisia – Königin der Heilpflanzen“, 179 S., Hardcover, Kim Humble Verlag, 17,95 Euro.
Barbara Simonsohn „Artemisia – Pflanze der Götter“, Mankau Kompaktratgeber 2018
Artemisia annua wirkt synergetisch zusammen mit Moringa oleifera. Mein Buch „Moringa –der essbare Wunderbaum“ ist im Jim Humble Verlag erschienen (2017).
Artemisia-Pflanzen: „Südflora Baumschulen“, Peter Klock, Tel. 0151-28046585 PeterKlockhh@aol.com
Artemisia-Salbe, Tee und Elixiere:“Kasimir & Lieselotte“ Tel. 0163-8722440 und PuraVita Tel. 08143-959501
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